Sie ist jung, kreativ, gutaussehend und weiss genau, wie man durch Musikpromotion für Gesprächsstoff sorgt. „Man muss aus seiner normalen rationalen Gedankenwelt ausbrechen und einfach mal drauflos spinnen.“, sagt Sie. „In erster Linie braucht man wirklich gute Musik. Dann ergeben sich viele tolle Sachen…“. Wir wollten es genauer wissen und baten die sympathische Kommunikation-Expertin zum Interview.
MMN: Hallo Mareen, kannst Du unseren Lesern verraten, was für Dich die größten Herausforderungen sind, bei der Umsetzung einer Musikpromotion Kampagne?
Mareen Wordoff: Für mich besteht die Herausforderung darin, gemeinsam mit dem Team Ideen zu kreieren, die originell und zielgruppengerecht sind. Dafür muss man aus seiner normalen rationalen Gedankenwelt ausbrechen und einfach mal drauflos spinnen. Wenn man als Projektmanager beim kreativen Brainstorming schon die technische Umsetzung im Kopf hat, aber auch das Budget vor Augen sieht, hindert man sich oft selbst. Das musste ich am Anfang erst lernen abzuschalten.
Wenn man aber eine tolle Idee geboren hat, machte mir die Umsetzung der Kampagne sehr viel Spaß.
MMN: Wie kamst Du dazu, Deine eigene Musikpromotion Agentur MACHEETE zu gründen?
Mareen Wordoff: Betriebswirtschaftlich bedingt gab es in meiner alten Agentur personelle Veränderungen und so mussten wir uns trennen. Ich konnte mir zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht vorstellen, gleich wieder in die nächste beste Agentur zu stiefeln und dort weiterzumachen. Da viele Menschen in meinem Umfeld Freiberuflich arbeiteten, dachte ich mir, dass kann ich auch. Das ist nun über zwei Jahre her und bis zum jetzigen Zeitpunkt hat sich der Schritt in die Selbstständigkeit bezahlt gemacht. Aus meinem Schreibtisch im Wohnzimmer, wo alles begann, ist mittlerweile ein großes Büro geworden.
In erster Linie braucht man wirklich gute Musik. Dann ergeben sich viele tolle Sachen… Klick um zu TweetenMMN: Braucht ein Musiker oder Label eine Musikpromotion Agentur?
Mareen Wordoff: Als Geschäftsfrau müsste ich jetzt sagen: Jeder Künstler und jedes Musiklabel braucht einen Musikpromoter. Aber so ist es natürlich nicht. Es gibt viele Musiker und Labels, die das selbst regeln und mit Erfolg. Wer in Sachen Pressearbeit eben nicht so gut aufgestellt ist, dem empfehle ich ab einem gewissen Professionalisierungsgrad zur Unterstützung einen PR-Berater. Die Frage ist ja immer, wo möchte der Künstler mit seiner Musik hin? Möchte er die Medien mit einbeziehen oder bleibt es bei einer Fanpage auf Facebook? Möchte er nicht nur regional, sondern auch überregional oder vielleicht weltweit bekannt werden? Es gibt sicher noch mehr Faktoren, die entscheidend dafür sind, ob man sich professionelle Hilfe sucht. Zu guter Letzt ist es aber auch eine finanzielle Sache.
MMN: Mir ist aufgefallen, dass Du klassische Pressearbeit mit Maßnahmen aus der Online-PR Welt kombinierst. Was funktioniert On- bzw. Offline besser?
Mareen Wordoff: Wenn wir bei der Musik bleiben, funktioniert es hier online oft besser. Das liegt daran, dass Online-Medien einen viel größeren Output haben als Magazine, die vielleicht nur monatlich erscheinen. Und darum geht es ja: Platzieren von Artikeln, Interviews, Reviews und Gewinnspielen. Berichte in Print-Medien haben aber sicher einen viel höheren Stellenwert, da es irgendwie immer noch etwas besonderes ist.
Im Internet kann ja irgendwie jeder heutzutage mitspielen. Ich glaube aber, dass fast jeder der jüngeren Musikhörer eh jeden Tag Online ist, deshalb spielt Print für mich nicht mehr so eine große Rolle. Trotzdem denke ich aber, die Mischung macht es und deshalb ist neben Print und Online auch Radio und TV sehr wichtig.
MMN: Die meisten Musiker sind bereits auf Facebook aktiv. Braucht man als Musiker, um mehr Fans auf Facebook zu gewinnen, eine „Social Media Strategie“ oder reicht es aus, regelmäßig Interessantes und Kurioses aus den Musiker-Alltag zu posten?
Mareen Wordoff: Strategie und Professionalität schadet nie, bei der Umsetzung eines Projektes. Dazu zählt auch der Bereich Social Media Marketing, welcher von vielen auf die leichte Schulter genommen wird. Einige Musiker denken, sie können das selbst und posten oft viel zu private Sache auf ihre Fanpage oder machen nur noch Promo für sich und ihre Werke. Aber dass die geposteten Bilder und Kommentare, ihre Außenwahrnehmung bei den Fans stark verändern, daran denken sie nicht. Man sollte sich schon im Vorfeld überlegen, was man preisgeben möchte oder was nicht. Ich halte aber auch nicht viel davon, wenn eine Agentur die komplette Betreuung der Fanpage übernimmt. Ich glaube, die Fans merken schnell, wenn nur noch fremder Content gepostet wird. Dann wird es schnell langweilig für sie. Als Musikpromotion Agentur sollte man dem Künstler beratend zur Seite stehen und eben eine Strategie entwickeln.
Musik-Promotion funktioniert online oft besser als offline. Klick um zu TweetenMMN: Welche Fehler begehen Musiker häufig bei der eigenen Musik Promotion?
Mareen Wordoff: Ich kann jetzt nur aus meinen Erfahrungen sprechen. Der Fehler besteht oft darin, dass Veröffentlichungen zeitlich sehr knapp kalkuliert sind. Oft kommen sie zu mir und sagen: „In vier Wochen kommt das neue Album. Jetzt brauchen wir Pressearbeit.“ Da zucke ich schon mal zusammen. Diese Zeit ist natürlich viel zu kurz, um ein Release optimal zu betreuen. In den vier Wochen können wir natürlich zu Höchstleistungen auffahren und alles rausholen, was geht, aber hätten wir mehr Zeit, würde natürlich noch mehr passieren.
Schade ist auch, dass die Künstler nach dem Release oft wieder komplett von der Bildfläche verschwinden und außer ihrem Facebook und Twitter Account gar nicht mehr kommunizieren. Dann vergeht wieder ein Jahr bis zum nächsten Album und dann hat man wieder nur vier oder sechs Wochen Zeit für die Promo. Das ist einfach ein Kreislauf, der total uneffektiv ist.
MMN: Jan Delay hat Cro kurz vor seinen kommerziellen Erfolg, als die Hoffnung des Deutschrap bezeichnet. Durch diese Aussage folgten tausende Klicks auf sein YouTube Video und Interview erschienen. Ist das die Aufgabe einer Musikpromotion Agentur, so etwas zu planen oder wie läuft das genau ab?
Mareen Wordoff: Support von anderen Künstler ist für einen Newcomer natürlich immer von großem Vorteil. Es gibt eine Menge Künstler, die wären ohne eine Empfehlung heute nicht dort, wo sie jetzt sind. Im HipHop klärt man so etwas ja oft über ein musikalisches Feature. Mit diesem kann man sich dann schon mal in den Fankreis des anderen einschleichen.
Im oben genannten Fall, denke ich, dass es keine PR-Aktion wahr. Erstens kann ich mir nicht vorstellen, dass ein Jan Delay sich so reinreden lässt. Wenn er Cro nicht gut findet, hätte er das auch nie gepostet. Zweitens ist es im HipHop einfach auch üblich, sich zu unterstützen. Feiert man etwas, dann bekundet man es. Es gibt zwar auch ein hartes Konkurrenzdenken, aber ehrliche Unterstützung wird groß geschrieben.
MMN: Stichwort „Organisation/Koordination von Interviews und Pressegesprächen“: Wie weckst Du das Interesse für den (noch) unbekannten Künstler?
Mareen Wordoff: Das ist in der heutigen medialen Welt, die vollgeschüttet wird, oft nicht einfach. Aktuell habe ich gerade ein paar Interviewtage für Ardian Bujupi organisiert. Ich schreibe den Redakteuren der jeweiligen Medien als erstes eine kurze Mail mit den Fakten, dass Ardian seine neue Single „I’m Feeling Good“ Anfang August veröffentlicht wird, er an diesem oder jenen Tag in der Stadt ist und biete ein Interview an. Oft schreiben die Redakteure gleich zurück oder ich rufe nach einem Tag einfach mal durch. Ardian ist sehr beliebt bei den Medien und es ist nicht schwer seinen Terminkalender zu füllen.
Bei Newcomern schicke ich am liebsten vorher musikalisches Material rum, damit der Redakteur sich ein Bild machen kann. Dann hilft oft ein Gespräch und auch, dass man sich schon ein paar Jahre kennt. Das ist eine Art unausgesprochener Pakt zwischen PR-Schaffenden und Medien: Ihr helft unseren Newcomern, dann bringen wir euch auch die großen Stars. Denn am Ende entscheiden ja auch wir, wer welchem Medium ein Interview gibt.
Die Redaktion ist offen für neue Talente, aber dann muss der Sound und das Rundumpaket stimmen. Klick um zu TweetenMMN: Nehmen wir mal an, ich wäre Rapper und möchte ein Interview mit der JUICE. Wie aufwändig wäre so etwas und was sind die Voraussetzungen, dass das Interview gedruckt wird?
Mareen Wordoff: Das ist keine so leichte Aufgabe. Alle Rap Künstler wollen in die JUICE. Ich kenne die Redaktion und schätze sie sehr, aber die Jungs haben eben knallharte „Aufnahmekriterien“. Es haben schon einige Rapper und Produzenten, die ich betreue, in das Magazin geschafft. Aber nicht weil ich die Redaktion kenne, sondern weil die Redaktion von Ihnen überzeugt waren und die Story gepasst hat. Die Redaktion ist offen für neue Talente, aber dann muss der Sound und das Rundumpaket stimmen. Hier wird knallhart geschaut, was den Leser interessiert, denn am Ende geht es auch hier um Verkaufszahlen. Und so zieht wahrscheinlich aktuell eben ein CRO, der mit acht Singles und einem Album in den Charts ist, auf dem Cover mehr, als kein anderer Deutschrap Künstler.
Und mal ehrlich, die JUICE ist die HipHop Bibel der Deutschen und so kann sich das Team genau aussuchen, über wen sie schreibt. Manchmal finde ich genau das schade, denn oft sind es ein und dieselben Künstler, die einen immer wieder anlachen. Eine Art Politik steckt dort sicher hinter, aber wenn ich dort arbeiten würde, würde ich es wahrscheinlich genauso machen. Und eigentlich steckt diese Politik hinter jedem großen Magazin.
MMN: Zum Schluss würden wir Dich gerne um ein paar Praxis Tipps für unsere Leser bitten. Viele Künstler wünschen sich einen großen Bekanntheitsgrad. Was kann ein Künstler dafür tun, um diesen zu erreichen?
Mareen Wordoff: Diese Frage bekomme ich sehr oft gestellt und früher habe ich um den heißen Brei geredet. Heute sage ich: In erster Linie braucht man wirklich gute Musik. Dann ergeben sich viele tolle Sachen und die Bekanntheit lässt sicher nicht so lange auf sich warten. Maßnahmen wie Musikpromotion sind Beiwerk, um das Produkt ordentlich zu vermarkten und bekannter zu machen. Aber geile Musik machen, dass kann eben nicht jeder. Und nicht selten, entscheidet sie über Erfolg oder Misserfolg.
MMN: Ich Danke Dir für Deine Zeit und wünsche Dir noch viel Erfolg mit Deiner Agentur MACHEETE
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