Nikolai Schöbel
Nikolai Schöbel (Autor)
Hier schreibt Nikolai Schöbel, Herausgeber des Musik Marketing Magazins, Songwriter & Marketer mit Spezialisierung auf Musik Marketing.

Digitaler Musikvertrieb und / oder Crowdfunding? Welches Angebot eignet sich am besten? Schon bei der Anmeldung für einen digitalen Musikvertrieb oder ein Crowdfunding-Projekt, stehen Musiker, die eigene Musik verkaufen möchten, oft vor einem Problem. Die AGBs vieler digitaler Musikvertriebe oder Crowdfunding-Plattformen für Musiker, sind undurchsichtig und die Konditionen oft unfair. Bei Jorin Zschiesche von recordJet und Tino Kreßner von startnext ist das anders. Bei Ihren Services gehen 100% der Einnahmen an die Künstler. Doch eine Veröffentlichung oder ein Crowdfunding-Projekt allein bringt noch keinen Erfolg. Was es braucht, für einen gelungenen Release und ein erfolgreiches Crowdfunding-Projekt, haben wir in diesem Interview erfahren.


Keiner wird eine Band unterstützen, die Ihm scheißegal ist. Klick um zu Tweeten

MMM: Amanda Palmer sagte in einem Interview in der taz „Keiner wird eine Band unterstützen, die Ihm scheißegal ist.“ (01.06.12, taz) Was macht Eurer Meinung nach eine interessante Band aus?

Jorin (recordJet): Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Das sieht man bereits im Freundeskreis, wenn man nach der Lieblingsmusik fragt. Auch innerhalb der recordJet Crew könnten die Geschmäcker kaum unterschiedlicher sein. Für mich persönlich ist eine Band interessant, wenn sie innovativ ist, etwas neues ausprobiert und sich nicht in festgefahrenen Linien bewegt. Sofern sie dann noch Menschen berühren kann, in welcher Form auch immer und vielleicht etwas poppig ist, stehen eigentlich alle Türen offen. Da findet man sie auch ganz schnell auch auf meinem kleinen Musikvideo-Blog eargasm.tv und hoffentlich natürlich auch bei recordJet.


MMM: Wie kam es zur Kooperation von recordJet und startnext?

Jorin (recordJet): Tino und ich haben uns in Dresden kennengelernt. Da standen recordJet und startnext noch ziemlich am Anfang. Wir haben ziemlich schnell gemerkt, dass unsere Konzepte gerade in der heutigen Zeit sehr gut zusammenpassen.

Tino (startnext): Musikprojekte sind nach Filmen auf startnext die häufigste Kategorie. Vielen haben uns nach erweiterten Services gefragt. recordJet hat in diesem Bereich bereits ein Netzwerk aufgebaut. Wir fanden, dass wir dieses mit unseren Leistungen sehr gut ergänzen konnten.


Die digitale Vermarktung wird immer wichtiger. Klick um zu Tweeten

Wie viele einnahmen generiert ein digitaler Musikvertrieb?

MMM: Kann man als Musiker nur durch die Einnahmen von Musikdownloads leben?

Jorin (recordJet): Das können sicherlich nur sehr wenige Musiker. Musikdownloads und auch Streamings sind trotz der enormen Zuwachsraten nur ein Teil der Gesamteinnahmen. Die meisten Musiker, die von Ihrer Musik leben können, beziehen auch Einnahmen aus Konzerten, Merchandising, Verwertung und CD-Verkäufen. Jedoch wird die digitale Vermarktung und auch ein digitaler Musikvertrieb heutzutage immer wichtiger.


MMM: Welche Vorraussetzungen braucht man für ein erfolgreiches Crowdfunding-Projekt?

Tino (startnext): Crowdfunding ist ein Social Media Instrument zur Finanzierung. Der Initiator hinter der Kampagne sollte wissen, wie diese Tools bedient werden müssen. Optimalerweise bringt das Projekt ein vorhandenes Social Media Netzwerk mit. Das Projekt selbst benötigt ein Gesicht, eine Message, einen Ort und einen wirklichen Grund, warum es unbedingt unterstützt werden muss. Erfolgreich werden vor allem Bands und Musiker, die bereits in regem Austausch mit ihren Fans stehen.


MMM: Wie viele Musiker auf recordJet haben bereits ein Crowdfunding-Projekt gestartet?

Jorin (recordJet): Es dürften bisher etwa 10 Musiker mit einem erfolgreichen Crowdfunding-Projekt sein, die nun über recordJet vertreiben. Wir hoffen natürlich, dass in Zukunft noch viele weitere hinzukommen.


Ein Crowdfunding-Projekt benötigt ein Gesicht, Message, Ort und einen Unterstützungsgrund. Klick um zu Tweeten

Was macht ein Crowdfunding-Projekt erfolgreich?

Crowdfunding mit Startnext

Crowdfunding mit Startnext

MMM: Was ist die Mindestanzahl an Fans, die man „mitbringen“ sollte, damit ein Crowdfunding-Projekt erfolgreich wird?

Tino (startnext): Es stellt sich eine Tendenz heraus, dass ungefähr jeder Besucher im Durchschnitt 1 Euro gibt. Bei 3.000 Besuchern auf der Projektseite, sind bei einer guten Projektdarstellung also mind. 3.000 € möglich. 25% der gesuchten Funding Summe sollten vorhandene, erreichbare Fans und Bekannte sein. Die restlichen 75% entstehen durch Netzwerkeffekte, Social Media Kommunikation, Pressearbeit, Community-Effekte von startnext.de und dem lokalem Netzwerk vor Ort. Bei uns müssen Projekte bereits zwischen 25-100 Fans auf startnext.de von ihrem Projekt überzeugen und sie motivieren dort Fan zu werden.


MMM: Wie ist das bei kostenpflichtigen Downloads: Ab welcher Größe der Fanbase ist es sinnvoll seine Musik auf iTunes & Co. anzubieten?

Jorin (recordJet): In unserer Philosophie ist eine wirklich faire Preispolitik einer der Hauptbestandteile. Eine Veröffentlichung ist umgerechnet bereits für einen Sixpack Bier + Pizza möglich. Da wir zudem 100% der Nettoeinnahmen ausbezahlen, rechnet sich ein digitaler Vertrieb schon mit einer sehr kleinen Fanbase.


MMM:  Alle Date, die ein digitaler Musikvertrieb wie recordJet sammelt, werden automatisch bei der Zählung der deutschen Album- und Singlecharts berücksichtigt. Wie viele Downloads benötigt man, um in die Top 100 der deutschen Charts zu kommen?

Jorin (recordJet): Das ist sehr unterschiedlich und hauptsächlich abhängig von der Konkurrenz. Je nach Anzahl der Neu-Veröffentlichungen, Verkaufszahlen dieser und auch ob es sich um eine Single oder ein Album handelt, benötigt man für den Charteinstieg, mehr oder weniger Verkäufe. Die genauen Zahlen kann sicher die Media Control darlegen.


Eine Veröffentlichung ist umgerechnet bereits für einen Sixpack Bier + Pizza möglich. Klick um zu Tweeten

MMM: Warum ist es bei Crowdfunding-Projekten am schwierigsten, die ersten 40% zu erreichen?

Tino (startnext): Menschen beteiligen sich gern an bereits erfolgreich laufenden Dingen. Es gibt immer viele Supporter, die erstmal beobachten, ob das Projekt überhaupt angenommen wird. Auch von uns werden meist nur Projekte zusätzlich gefeatured und vorgestellt, wo bereits viel Bewegung ist und der Musiker sehr aktiv ist.


MMM: Was sind „early supporter-Dankeschöns“?

Tino (startnext): Alle Gegenleistungen lassen sich limitieren. So kann man z.B. festlegen, dass die schnellsten 100 Fans eine besondere Ausgabe der CD bekommen, oder diese exklusiv mit Unterschrift, usw.


MMM: Welche Dankeschöns kommen am besten an?

Tino (startnext): Beim Crowdfunding sind es interessanterweise gerade die physischen Dankeschöns, die am besten ankommen. Musik ist für viele bereits kostenfrei per Streaming abrufbar. Crowdfunding spricht die Fans und Musikliebhaber an, die auch gern eine CD im Schrank stehen haben, hier aber mit besonderen Extras, wie einer Nennung im Booklet.

recordJet: Digitaler Musikvertrieb

recordJet: Digitaler Musikvertrieb

MMM: Wie kann man sein Crowdfunding-Projekt mit weiteren Social-Media-Maßnahmen am besten „anheizen“?

Tino (startnext): Facebook eignet sich aktuell am besten für Musiker. Content-Kooperationen mit befreundeten Musikern, damit auch andere Musiker und Freunde auf Ihren Pages und Profilen für die Kampagne werben. Gut lief z.B. eine Pay-with-a-tweet Kampagne. Hier haben Fans zwei Songs kostenlos bekommen, wenn sie dafür über die Crowdfunding Kampagne twittern.


Beim Crowdfunding sind die physischen Dankeschöns, die am besten ankommen. Klick um zu Tweeten

MMM: Man sollte seine Supporter in regelmäßigen Abständen Infos über den Fortschritt zukommen lassen. Ist das dann eine Art Projekttagebuch und geht das Versenden über den Account auf startnext?

Tino (startnext): Der Blog auf startnext ist zunächst ein Projekttagebuch, kann aber auch als Newsletter oder VIP Bereich genutzt werden. Jeder Blog Eintrag, kann man an alle vorhandenen Fans versenden. Blog Einträge können auch geschützt werden, so dass diese nur für Supporter zugänglich sind.


MMM: Welche Daten über die Supporter erhalte ich nach der Crowdfunding-Aktion von Euch?

Tino (startnext): Nach der erfolgreichen Crowdfunding Kampagne erhält man alle Daten, die zur Abwicklung der Dankeschöns notwendig sind. Wird das Dankeschön verschickt, so erhält man eine Lieferadresse. Will der Supporter eine Rechnung, dann erhält man die entsprechende Anschrift.


MMM: Was wollt Ihr unseren Lesern mit auf den Weg geben?

Jorin (recordJet): Wenn Euch niemand kennt, kauft Euch niemand. Da Ihr bereits bei musik-marketing.net unterwegs seid, habt Ihr erkannt, wie wichtig Promotion ist. Für die andere Seite, den digitalen Musikvertrieb,  haben wir als kleine Starthilfe ein kostenloses eBook zusammengestellt, das Ihr in unserem Blog runterladen könnt.

Wie viel Geld bringt ein digitaler Musikvertrieb ein?


MMM: Wie viel Geld kann man durchschnittlich mit Downloads verdienen, die ein digitaler Musikvertrieb generiert?

Jorin (recordJet): Bei recordJet gibt es Musiker, die von ein paar Euro bis ein paar tausend Euro pro Monat verdienen. Das hängt sehr von der Musik und der Bekanntheit des Künstlers ab. Deshalb bieten wir auch professionelle Promotion Services an, wie z.B. mit der Berliner PR-Agentur Macheete, sowie kostenlose Expertentipps in unserem Blog. Dass die Musiker bei uns mehr als irgendwo anders bekommen, ist zudem in unserem Konzept begründet: Wir bezahlen jeden Cent, der uns von den Stores überwiesen wird, an die Künstler aus. Wird bei iTunes Europe beispielsweise ein Track für 0,99 Cent verkauft, behält iTunes 0,28 Cent für Steuern, GEMA und Selbstanteil, die restlichen 0,71 Cent werden ohne Abzüge dem recordJet Passagier gutgeschrieben.


Bei recordJet gibt es Musiker, die ein paar tausend Euro pro Monat verdienen. Klick um zu Tweeten

MMM: Welche Vorteile für Musiker ergeben sich aus der Kooperation von recordJet und startnext?

Jorin (recordJet): Das sind hauptsächlich Vergünstigungen auf Dienstleistungen. Kunden von startnext.de erhalten von recordJet einen exklusiven Rabatt für ihre Veröffentlichung.

Tino (startnext): Auf startnext können Musiker direkt aus Ihrem Projekt heraus Sticker, Flyer und Pressemappen generieren. Diese Zusatzfeatures sollen die Crowdfunding-Kampagnen unterstützen und sind für recordJet Passagiere günstiger. Zudem bieten unsere Projektbetreuer eine erweiterte Kampagnen Beratung an, damit Crowdfunding dann auch in das Gesamtkonzept optimal passt.


MMM: Amanda Palmer hat 1,2 Millionen US-Dollar mit Crowdfunding gesammelt. Was war die größte Summe, die ein Musiker auf startnext bisher eingesammelt hat?

Tino (startnext): In den USA ist Crowdfunding bereits wesentlich mehr etabliert als in Deutschland. Die höchste Funding Summe unter den Musikern hat Katja Keller mit 15.500 € eingesammelt. Sie geht mit dem Geld in das Studio von Peter Maffay.


MMM: Die Kreativität des Pitch Videos entscheidet oft, ob die Leute eine Idee supporten oder nicht. Was sind die größten Fehler, die man bei dem Pitch Video machen kann?

Tino (startnext): Der größte Fehler ist es wohl, einfach nur ein Musikvideo zu zeigen. Die persönliche, authentische Ansprache auf Augenhöhe ist extrem wichtig. Das Projekt muss kurz erklärt werden und gesagt werden, was mit dem Geld realisiert wird.

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