Nikolai Schöbel
Nikolai Schöbel (Autor)
Hier schreibt Nikolai Schöbel, Herausgeber des Musik Marketing Magazins, Songwriter & Marketer mit Spezialisierung auf Musik Marketing.

Die Musikerin und Grafikdesignerin Marlies Resch hat sich mit dem Kulturzentrum „Zauberberg“ in Passau einen Kindheitstraum erfüllt. Sie und ihr Team sorgen dafür, dass die Livemusik-Szene in der Studentenstadt am Leben bleibt. Der Zauberberg brachte so viele Konzerte in die Stadt wie kein anderer Club. Allein im letzten Jahr spielten dort zwischen 130 und 150 Bands. Bei Musik-Marketing.net erzählt Marlies über ihr Leben, gibt einen Blick hinter die Kulissen des Zauberbergs und Tipps zum Konzert-Booking und zur Promotion. Denn Sie liebt Musik – wie alle im Zauberberg-Team. Deswegen ist der Zauberberg auch ein Herzensprojekt.

Zu namenhaften Gästen des Zauberbergs gehören Cari Cari, Turbobier, die KYTES, The Whiskey Foundation oder der Nino aus Wien. Die Live-Szene ist dank des Zauberbergs so belebt wie noch nie. Das hat einen Grund: Musikförderung ist das erklärte Ziel des 2017 eröffneten Passauer Konzerthauses. Wir trafen Marlies im Zauberberg zu ein paar Gläsern Rosé … und einem Interview.

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Die Idee des Zauberbergs

MMN: Du hast den Zauberberg ja mit deinem Freund, dem Christoph, ins Leben gerufen. Wie kam es dazu?

Marlies Resch & Christoph Danböck, Foto: Zauberberg Passau

Marlies Resch: Beide sind wir schon mit 15 Jahren in Bands gewesen und gerne auf der Bühne gestanden. Wir sind auch immer gerne auf Konzerte gegangen. Der Christoph ist – wie ich – erst weggezogen und auch vor zehn Jahren zurück nach Passau gekommen. Beim Musikförderverein (MFV) haben wir uns dann kennengelernt und uns stark für die lokale Musik-Szene engagiert.

In der Tabakfabrik (Sitz des MFV) gab es eine Zeit lang viele Konzerte durch den Christoph organisiert. Bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Dann hat die Stadt gesagt: Stop! Hier ist eigentlich ein Wohngebiet und wir beschränken das jetzt.

In der Zwischenzeit ist jedoch die Besucheranzahl gestiegen. Die Musikszene ist gewachsen und wir haben gemerkt – das funktioniert! Die Leute haben Spaß und es kommen immer mehr Menschen. Auf einmal waren wir beschränkt auf 18 Konzerte.

MMN: Also habt ihr eine neue Location gesucht. Aber es war gar nicht so einfach eine zu finden, richtig?

Marlies Resch: Lärmschutztechnisch muss man sich eben an gewisse Regeln, die in Deutschland herrschen, halten. Darum haben wir sehr viele Lärmschutzmaßnahmen tätigen müssen.

Wir waren wirklich positiv überrascht und sind bis heute denen dankbar, die uns unterstützt haben.

Crowdfunding Movie des Live Club Zauberberg in Passau

MMN: Dadurch sind einige Kosten entstanden. Aus diesem Grund habt Ihr eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Viele Passauer Gesichter, wie der DJ Heinz aus der Cam oder Cornelia Krumesz vom Hotel Atrium, haben diese unterstützt…

Marlies Resch: Ohne dieses Crowdfunding hätten wir den Zauberberg nicht starten können. Es sind am Anfang einfach so viele Gründungskosten. Das ist brutal. Immer wieder investieren wir in etwas Neues oder kaufen uns etwas, dass wir zuvor geliehen haben. Wir waren uns nicht sicher, ob das funktionieren wird, aber wir haben gesagt: OK, der Musikverein hat 300-400 Mitglieder wir machen jetzt ein Crowdfunding.

Und wir waren wirklich positiv vom Erfolg überrascht und sind bis heute dankbar. An alle nochmal ein großes Dankeschön!

MMN: Ich bin auf jeden Fall froh, dass es den Zauberberg gibt. Du hast dir damit ja sozusagen einen langjährigen Traum erfüllt, richtig?

Marlies Resch: So ein Kulturzentrum, wie ich es jetzt immer nenne, das ist schon ganz lange mein Wunsch. Ich bin ja in einem Gasthaus groß geworden und meine Mama macht auch schon immer Musik, sie ist ja Musiklehrerin. Ich wollte schon immer etwas mit Kultur oder Musik zu tun haben.

„Das ist die Faszination von Musik und Eigenkompositionen, dass in jeder Nummer wirklich Gefühle mit dranhängen.“

Hier ist Marlies aufgewachsen, Foto: Landgasthof Resch

MMN: Im Zauberberg hast du viel mit anderen Bands zu tun. Wie viele Bands sind hier im letzten Jahr aufgetreten?

Marlies Resch: Das weiß ich ganz genau, weil ich sie erst gezählt habe. Wir hatten im letzten Jahr über 90 Konzerte. Das bedeutet: Es haben hier zwischen 130 – 150 Bands gespielt. Da an einem Abend nicht nur eine Band, sondern meistens zwei oder drei spielen. Und das ist erst der Anfang!

MMN: Du spielst ja auch in einer Band…

Marlies Resch: Wir sind ein Trio, heißen Flokati. Uns gibt es seit einigen Jahren. Zur Musikrichtung kann man selbst immer schlecht etwas sagen. Aber die Guano Apes, die mich geprägt haben, spielen bestimmt eine Rolle.

Flokati ist eine gewisse Art von Selbstverwirklichung und eine Möglichkeit, Themen die einen berühren und emotionalen Ballast aufzuarbeiten – und wieder loszulassen. Das ist die Faszination von Musik und Eigenkompositionen, dass in jeder Nummer wirklich Gefühle mit dranhängen.

Der Zauberberg in Passau erhält über 1.800 Band-Anfragen im Jahr.

MMN: Es ist toll, dass ihr im Zauberberg Newcommern die Möglichkeit gebt, vor Publikum zu spielen. Wie viele Bewerbungen bekommt ihr für Live Auftritte?

Marlies Resch: Sehr viele (über 1.800 Anfragen im Jahr). Ich habe das Booking abgegeben, da es einer alleine nicht schaffen kann. Nun sind wir schon vier Leute im Booking.

MMN: Wie entscheidet ihr, ob ihr der Band zusagt oder nicht?

Marlies Resch: Wir recherchieren zuerst über die Band: Wo kommt die her? Wie sind die Songs? Dann hört man sich die Songs an und entscheidet, in welches Paket wir die Band packen.
Ein Paket ist zum Beispiel „Bergwerk Metal Fest“. Da werden drei Bands zu einem Paket am Abend zusammengepackt und daraus ein Event gemacht.

Wir kriegen aber nicht nur Mails von Bands sondern auch von Agenturen und Managern. Dann sind dort auch Angebote dabei, wo man sagen könnte: Das ist auf alle Fälle der Headliner. Den kündigen wir dann als Headliner an und nicht mit der Musikrichtung.

MMN: Ihr habt da ein schönes Konzept: Wenn sich bei euch eine bekannte Band bewirbt, dann versucht ihr, auch immer einen regionalen Künstler mit zu platzieren.

Marlies Resch: Genau. Von Bewerbung kann man da allerdings bei bekannten Bands nicht mehr reden. Das ist dann eher eine Ehre, wenn man Promoter des Abends sein und das Konzert veranstalten darf. Da waren in der letzten Zeit einige dabei.

Dann versuchen wir das natürlich mit einer regionalen Band zu koppeln. Daraus kann sich dann wieder etwas Neues entwickeln. Die lernen die Band und den Manager kennen und dann kann sich daraus verdammt viel ergeben. Das ist unser Ziel: dass wir es schaffen, Passauer Bands nach draußen zu bringen.

Das ist Teil der Bandförderung. Wir sind ja eine gemeinnütziger Verein mit einer Satzung. Ganz oben steht: Kunst und Kultur zu fördern. Darum wollen wir unbedingt lokale Bands mit dem Projekt Zauberberg mitreißen.

Marlies Resch über Bandbewerbungen: Ich hasse zu viel Text. Denn um Text geht es nicht. Es geht um Musik.

MMN: Unterstützt ihr die Bands auch mit Tipps zur Booking-Bewerbung und Außendarstellung?

Zauberberg Live, Foto: Julian Krenn

Marlies Resch: Wir haben im Herbst Workshops geplant, um die Bands zu fördern. Diese sind für Anfänger bis semi-professionelle Musiker. Wir zeigen dort beispielsweise wie eine E-Mail aussehen sollte, dass man sich damit als Veranstalter auch näher befasst.

Das sollte ja alles eine gewisse Professionalität haben, da man sich sonst als Veranstalter nicht näher mit der Band befassen wird. Da geht es nicht nur um die Musik, sondern auch um das Auftreten.

MMN: Hast du drei Tipps für die Band-Bewerbung – aus der Erfahrung heraus?

Marlies Resch: Ich hasse zu viel Text. Denn um Text geht es nicht. Es geht um Musik. Ich möchte einen Link haben. Im Anschreiben reicht es völlig, wenn dort steht: „Hallo wir heißen XY, sind aus der und der Stadt, hier ist unsere Musik und wir sind von da bis da buchbar.“ Mehr will ich gar nicht wissen.

Das was ich dann mache ist: Ich klicke auf den Sound-Link und höre mir die Musik an. Und dann lese ich mir durch wann die Band in der Stadt oder in der Gegend ist.

Wir haben einen vollen Terminkalender bis nächstes Jahr im Frühjahr. Daher müssen wir gleich wissen, in welchem Zeitraum es möglich wäre, die Bands zu buchen. Andernfalls entsteht Arbeit dafür, dass der Gig gar nicht zu Stande kommen kann.

MMN: Bei der Gage habt Ihr ja die üblichen Modelle. Aber ebenfalls gut für Bands zu wissen: Was habt ihr denn für Fixkosten an so einem Abend?

Marlies Resch: Ich habe es einmal durchkalkuliert: Die größten Kosten, die entstehen sind: der Stage Manager, der Techniker und der Mischer. Denn die müssen schon beim Get-In der Band da sein. Dann gehört das Kassenpersonal dazu, Hotels oder Übernachtungsmöglichkeiten für die Bands, Abendessen, Frei-Getränke. Da kommt man auf einen vierstelligen Betrag. Ohne, dass die Gage der Band bezahlt ist.

„Hartnäckig bleiben. Das ist die beste Werbung die es gibt.“

Das Zauberberg Team, Foto: Zauberberg Passau

MMN: Mit wie viel Vorlauf sollte eine Band die Promotion eines Konzerts beginnen?

Marlies Resch: Die Bewerbung des Events sollte mindestens sechs Wochen vorher starten und die sozialen Netzwerke bedienen. Mindestens vier Wochen vorher Flyer verteilen. Außer es handelt sich um ein größeres Event. Bei größeren Events sollte man schon früher anfangen.

Aber das allerwichtigste ist Mundpropaganda. Den Freunden sagen: „Hey! An dem Tag spielen wir, kommt vorbei! Sonst verpasst ihr den geilsten Abend eures Lebens!“ Und hartnäckig bleiben. Das ist die beste Werbung die es gibt.

MMN: Ihr macht ja für Zauberberg-Konzerte auch bezahlte Werbung bei Facebook. Welche Erfahrungen hast du damit gemacht?

Marlies Resch: Das ist ja umgestellt worden. Wenn du früher eine Veranstaltung eingestellt hast, haben die 1.000 Leute gesehen. Heute bekommt man ohne bezahlte Werbung kaum mehr Reichweite. Man wird gezwungen mindestens 50 € für ein Konzert auszugeben, damit man überhaupt die Menschen erreicht, die auf ein Konzert gehen würden.

MMN: Wie stellst du die Zielgruppe bei Facebook ein, damit die richtigen Menschen die Werbung sehen?

Marlies Resch: Am Wichtigsten sind die Interessen: ‚Veranstaltung‘, ‚Konzert‘, ‚Event‘ und ‚kommende Veranstaltungen‘. Ebenso ist es wichtig, als Interesse die Musikrichtung, die man spielt, einzugeben. Was ebenfalls gut funktioniert (Passau ist eine Studentenstadt) ist ‚Universität‘, bzw. ‚Studentenleben‘, ‚Nachtleben‘ und ‚Unterhaltung‘.

Dann kann man das natürlich noch vom Alter eingrenzen. Auf der eigenen Band-Seite kann man in den Insights nachforschen, welche Menschen sich für die eigene Musik interessieren. Dann sieht man zum Beispiel dass Frauen ab 25 – 35 Jahren sehr interessiert sind und Männer erst ab 35 – 45 Jahren. Diese Daten kann man nutzen, um die Kampagne zu verfeinern. Generell halten wir die Zielgruppe aber so offen wie möglich.

Man ist natürlich auch realistisch. Es kommt bestimmt niemand aus München. Daher bewerben wir das Konzert nur in einem überschaubaren Umkreis von 60 km.

Das Rosa Laub Festival 2019: Drei Tage mit Bands und Kinderprogramm

Rosa Laub Festival, Foto: Zauberberg Passau

MMN: Und du befindest dich ja schon voll in den Vorbereitungen für das Rosa Laub Festival. Du bist ja auch Festival-Veranstalterin.

Marlies Resch: Das Rosa Laub Festival gibt es schon seit sieben Jahren. Dieses Jahr veranstaltet alles zum ersten Mal der Zauberberg. Es ist in Vornbach am Inn in der Nähe von Schärding. Das ist das Dorf, in dem ich aufgewachsen bin. Der Veranstaltungsort ist der Gasthof Resch meiner Eltern.

Es hat so angefangen, dass ich zu meinen Eltern gesagt habe: Ich möchte ein Festival machen. Sie haben gesagt: „Ja warum nicht. Das probieren wir aus!“ Es hat Ihnen von Anfang an gefallen und sie unterstützen es sehr.

MMN: Auf welche Bands kann man sich dieses Jahr freuen?

Marlies Resch: Wir haben gemischte Bands. Von Rock und Post-Punk über Jazz, Funk bis Mundart, Singer-Songwriter. Die Mischung ist Querbeet. Alle Bands sind super gut und darum haben sie es verdient, dort zu spielen! Von 19. bis 21. Juli 2019 ist das nächste Rosa Laub Festival. Drei Tage mit Bands und Kinderprogramm – ein Fest für die ganze Familie.

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