Nikolai Schöbel
Nikolai Schöbel (Autor)
Hier schreibt Nikolai Schöbel, Herausgeber des Musik Marketing Magazins, Songwriter & Marketer mit Spezialisierung auf Musik Marketing.

Manchmal schweifen dicht & ergreifend ab. Dann reden sie von Recording-Sessions mit Hochlandrindern in der Uckermark. Man könne „live Bassdrums aufnehmen, wenn man ihnen auf die Wampe draufhaut“. Zipfe Adam Records war eigentlich nur ein Spaß. Heute ist es ihr Musiklabel und sie machen alles selbst – vom Artwork über Promotion bis zum Videodreh. Die zwei gebürtigen Niederbayern kommen dabei auf teils größenwahnsinnige Ideen: Sie wollen beim Tour-Abschlusskonzert etwas machen, was noch nie irgendjemand vorher gesehen hat. Eine Art Adventure Park. Im Olympia Park in München.

dicht & ergreifend live in der Olympia Halle
dicht & ergreifend bald live in der Olympia Halle, Foto: Benji Messmer

MMN: Schön, dass es heute geklappt hat. Wann wart ihr das letzte Mal in Passau?

George Urkwell: Das ist nicht ganz ein Jahr her. Da haben wir auf dem Domplatz gespielt. Das erste Mal haben wir im Zeughaus in Passau gespielt. Das war vor drei oder vier Jahren. Und beim Impulsfestival haben wir gespielt.

MMN: Ihr kennt euch schon 16 Jahre, oder?

Lef Dutti: Wir kennen uns von zu Hause vom Dorf. Da haben wir uns kennengelernt auf einer Hip Hop-Jam.

MMN: Aber ihr wart in Berlin und du hast einen bayerischen Text geschrieben. Den ersten für eure Single.

George Urkwell: Es hat einen Text gegeben, der fresh war. Dann hatte ich die Idee, ein Musikvideo dazu zu drehen. Ich hab den Fabian gefragt, ob er einen Beat dafür produzieren mag. Er meinte: Hey, da schreib ich auch was. Er hat Lust gehabt und so ist das erste Projekt entstanden.

Lef Dutti: Zipfeschwinger hat den Text, den du damals geschrieben hast. Da ist recht wenig verändert worden.

"Du könntest live Bassdrums aufnehmen, wenn du Hochlandrindern auf die Wampe draufhaust." Klick um zu Tweeten

George Urkwell: Ja, da ist wenig verändert worden: Das war wirklich so das aller erste, dass ich auf Dialekt geschrieben habe. Ich hatte davor Hochdeutsch geschrieben. So wie alle aus Bayern, die da im Hip Hop rumexperimentiert haben. Weil es so uncool war auf bayrisch.

MMN: Hat die Distanz zu Bayern dabei geholfen, fürs Texten. Oder auch für dicht & ergreifend. Nimmt man da die bayerischen Gegebenheiten noch mal intensiver wahr?

George Urkwell: Man traut sich mehr, wenn man nicht die ganze Zeit zu Hause ist. Das ist das gleiche wie wenn ich im Schützenverein bin, dann könnte ich nicht über den Schützenverein schreiben. So kann ich das halt viel einfacher, wenn ich nicht zu Hause bin. Da hat man einfach einen klareren Blick oder eine nüchternere Distanz. Rudimentär kann man es auf das runterbrechen. Denn wenn ich nicht in dem Umfeld bin, dann kann ich mich viel kritischer damit auseinandersetzen. Weil mich auch noch ganz andere Sachen beschäftigen.

MMN: Was ist für euch zu Hause?

George Urquell im Gespräch mit musik-marketing.net
George Urkwell im Gespräch mit musik-marketing.net, Foto: Benji Messmer

Lef Dutti: Für mich ist es natürlich da wo meine Familie ist. Dann hat es bei mir aber auch wirklich einen Ort. Das Haus, in dem ich aufgewachsen bin – mit meinen Brüdern und meinen Eltern. Das ist für mich zu Hause. Oder die Heimat, sagen wir’s mal so. Daheim ist aber auch Berlin. Ich fühle mich in Berlin auch zu Hause.

George Urkwell: Aber sterben wollen wir in Tunzenberg.

Lef Dutti: Wenn ich nach Bayern zurückziehen würde, dann kann ich mir schwer vorstellen woanders zu wohnen, als in dem Haus, in dem ich aufgewachsen bin.

George Urkwell: Du kannst in die Uckermark ziehen. (Lef Dutti lacht)
Weißt schon: So einen Vierkanthof oder so was.

Lef Dutti: 80.000 € für 20.000 Hektar – oder sowas.

George Urkwell: Und ein paar Kühe. Und ein paar irische Hochlandrinder.

Lef Dutti: Ja, könnten wir.

George Urkwell: Da könntest du live Bassdrums aufnehmen, wenn du ihnen auf die Wampe draufhaust. (Lacht)

Lef Dutti: Dann mach ma keinen Schafal-Boogie, sondern an Kuh-Boogie.

George Urkwell: Der Hochland-Boogie.

Zipfeschwinger machte dicht & ergreifend über Nacht bekannt.

MMN: Das Ende dieser Tour ist ja die Olympiahalle. Hättest du dir vorstellen können, wie sich das alles entwickelt, als du damals mit dem Text zum Fabian gekommen bist?

George Urkwell: Da waren überhaupt keine Erwartungen. Also das ist nicht so wie bei einem, der in der D-Jugend der Schweinsteiger werden will. Das war eigentlich ein Studienprojekt. Ich wollte einfach irgendwelche… Wie nennt man das? Da bekommt man doch so Punkte, oder?

Lef Dutti: Credit Points?

George Urkwell: Ich hab mir gedacht: Machen wir ein Musikvideo und dann gibts Leistungspunkte.

Lef Dutti: Achso: In irgendeinem Kurs?

George Urkwell: Ja. Wenn man Kunst studiert, dann kann man ja immer mit irgendeinem Krampf Leistungspunkte generieren. Aber krass war es dann natürlich, wo es so schnell so viel Resonanz auf das Video gegeben hat.

Lef Dutti: Ich muss sagen, dass der Mike das schärfer erkannt hat als ich. Er wusste, dass es etwas Größeres werden könnte. Da war ich etwas distanziert am Anfang. (schaut George Urkwell an) Da hast du das schon irgendwie mehr gespürt. Das hat bei mir ein bisschen länger gedauert, bis ich so richtig krass für das Projekt gebrannt hab. Umso dankbarer bin ich, dass es jetzt so ist.

dicht & ergreifend im Interview mit Nikolai Schöbel
dicht & ergreifend im Interview mit Nikolai Schöbel, Foto: Benji Messmer

MMN: Das war dann, als das Musikvideo draußen war?

Lef Dutti: Nein, auch noch nicht.

MMN: Ist das Musikvideo dann gleich durch die Decke gegangen?

Lef Dutti: Das Musikvideo war für uns sofort oben. Wir waren hier: ganz unten (nimmt die Handfläche über den Boden neben sich). Das war für uns sofort ganz oben (nimmt die Hand über seinen Kopf).

George Urkwell: Wie ein Aufzug.

Lef Dutti: Das war gleich ziemlich hoch und dann ist es immer steiler gegangen.

"Eine Woche vorher habe ich diese Facebook Seite gemacht. An einem Tag dann 10.000 Youtube views – und wir haben keinen Account gehabt. " Klick um zu Tweeten

MMN: Von welchem Zeitraum reden wir da? Von einer Woche?

Lef Dutti: Nein. Das waren an einem Tag 10.000 Views – und wir haben keinen (YouTube-)Account gehabt. Es war privat auf deinem YouTube-Account und auf Facebook.

George Urkwell: Eine Woche vorher habe ich diese Facebook Seite gemacht. Da hat es ja noch kein Instagram gegeben. Facebook war das Ding. Dann habe ich die Seite gelauncht und hab einfach Making Of-Fotos von dem Video rauf gestellt. Ich hab mir so einen kleinen Social Media-Plan zurechtgelegt, wie man das so ein bisschen anteasern kann. Der Schneeball waren im Endeffekt meine persönlichen Facebook-Freunde. Denn das waren die einzigen, die darüber informiert worden sind. Das war quasi der Impuls.

Leff Dutti über die Anfänge
Leff Dutti über die Anfänge, Foto: Benji Messmer

Lef Dutti: Über deinen Account ist quasi diese Fan-Seite erstellt worden?

George Urkwell: Ja. Das ist immer noch so. Wenn ich einmal hacke-voll bin zu Hause und wir gestritten haben….(lacht) …kann ich einfach alles löschen… (lacht laut). Und danach so: Scheiße…

Macht man ja oft, so ein Scheiß.

Lef Dutti: Des war interessant.

George Urkwell: Aber wir haben ja noch nie gestritten. Deshalb haben wir eine gute Perspektive, glaube ich…

Lef Dutti: …dass der Account nicht gelöscht wird. (lacht)

MMN: Obwohl man so viele Jahre so viel Zeit miteinander verbringt, gab es noch nie einen Streit?

George Urkwell: Richtig Beef haben wir noch nie gehabt.

Lef Dutti: Außer, dass man sich gegenseitig immer mal wieder an der Nase packen muss.

Die aktuelle Single „Wer schwankt hod mehr vom Weg“

MMN: Was bringt den einen oder anderen auf die Palme?

George Urkwell: Kommunikation. So wie in 99,9 % aller Fälle von zwischenmenschlichen Beziehungen.

Lef Dutti: Man meint was, was nicht so ist.

George Urkwell: Denn man redet über etwas nicht und der andere meint, man müsste doch darüber reden. Es ist doch immer überall das gleiche: Reden ist das Schwierigste. Das lernt der Mensch, bis er in die Kiste hüpft, wahrscheinlich nicht, dass man einfach vorausschauend über Dinge redet.

Lef Dutti: Aber bis jetzt hat es schon gut hingehauen.

George Urkwell: Da bin ich schon zufrieden beim Fabian… da bin ich schon zufrieden (lacht).

Lef Dutti: Ich auch (lacht). Auch mit dem Rest hat es noch nie einen Beef gegeben. Das muss man schon sagen: Eine geile Truppe.

MMN: Nach dem Video „Zipfeschwinger“ kamen schon die ersten Gig-Anfragen und ihr hattet noch keine Songs. Dann ging es erst einmal an’s Songwriting …

dicht & ergreifend live auf dem Eulenspiegel Festival
dicht & ergreifend live auf dem Eulenspiegel Festival, Foto: Benji Messmer

George Urkwell: … und wir haben zwei Hits geschrieben (lacht).

Lef Dutti: Genau! Zusätzlich noch zwei Hits, mit denen sind wir dann auf Club-Tour gegangen. Ins Penker (ehemals Diskothek in Ascha), das jetzt abgebrannt ist.

MMN: Wann habt ihr gedacht: So, das könnte man jetzt professionalisieren?

Lef Dutti: Nachdem diese Anfragen gekommen sind, haben wir uns überlegt: O. k… wenn wir jetzt auftreten wollen, brauchen wir auf jeden Fall einen DJ. Den Spliff kannten wir vorher schon lange. Wir waren beim Videodreh von Monaco Fränzn, wo wir jeweils einen Part gerappt haben. Da haben wir den Spliff einfach gefragt, ob er Bock hat, mit uns das Projekt zu machen.

"Der Hangover im Bus ist immer das allerbeste für Ideen." Klick um zu Tweeten

George Urkwell: Der Track „Immer no“ war schon draußen. D.h. es waren vier Songs. Und der Song hat den Spliff dann überzeugt. Wer weiß, wie es gewesen wäre, wenn der Song noch nicht draußen gewesen wäre.

MMN: Aber ihr habt damals schon ein Label gehabt – Zipfe Adam Records?

Lef Dutti: Das ist so: Wenn man klein ist, dann denkt man sich ein Label aus das nicht existiert – damit auf dem Plakat was drauf ist. (lacht)

dicht & ergreifend im Interview mit Nikolai Schöbel
dicht & ergreifend im Interview mit Nikolai Schöbel, Foto: Benji Messmer

George Urkwell: Das Label hat nicht existiert. Das war nur von uns erdacht und einfach drauf gesetzt. Nach dem Motto: Das ist jetzt unser eigenes Label. Das war dann so cool als smuk Promotion noch dazu gekommen ist und Raum 24. Schließlich haben wir auf unseren Plakaten immer mehr Logos gehabt.

Am Anfang war es noch der Piano Werner in Straubing. Als wir am Volksfest gespielt haben und der Liquid auch vorbeigekommen ist.

Lef Dutti: Achso.

George Urkwell: Der hat gefreestylt mit uns in Straubing, als ich mit dem Peter die Plakate aufgehängt habe.

Lef Dutti: Nein! Das war im Raven, oder?

George Urkwell: Ich hab für beide plakatiert: Für den Volksfest-Typ habe ich plakatiert und für das Raven auch. Shout-Outs an den Piano Werner in Aiterhofen: Der hat uns damals die Plakate gesponsert.

MMN: Ihr macht ja auch viel selber. Artwork, Beats, …

George Urkwell: … Alles.

Olympiahalle München 26.10.2019 – Das Letzte Abendmahl

Lef Dutti: Mit einer kleinen Gruppe machen wir: Videos, da ist der Mike (George Urkwell) der Hauptverantwortliche. Grafik, Beats (macht Lef Dutti). Aufnehmen, mixen macht ein Kumpel von uns – der Franz Sonnauer. Booking macht der Rocco. Das ist so gesehen unser einziger stetiger Externer. Wobei man den nicht als „extern“ bezeichnen kann.

George Urkwell: Seine Mama zum Beispiel Merchandising und Versand. Das ist eine riesen Familie mittlerweile. Der, der aktuell viel fotografiert oder auch diese Recap Videos macht (Stephan Frick), mit dem habe ich zusammen studiert in Babelsberg. Es ist seit Jahren der gleiche Haufen und der wird stetig so ein bisschen größer. Aber im Prinzip sind es immer die gleichen Leute.

MMN: Wie entstehen eure Ideen?

George Urkwell: Der Hangover im Bus ist immer das allerbeste für Ideen. Wenn man vier Stunden fährt, dann gibt es Wortspiele über irgendeinen Schmarrn. Du kommst wieder auf irgendeine Hook und das wird dann aufgeschrieben oder aufgesprochen.

MMN: Wenn es an die Album-Produktion geht, gibt es dann so eine Ideen-Liste?

George Urkwell: Es gibt immer so Favoriten, wo man sagt: Die müssen wir als nächstes machen. Es drängt sich immer irgendwas in den Vordergrund. Da haben wir dann entweder Bock drauf, weil es am aller besten funktioniert oder total witzige ist. Oder tiefgründig. Oder krass politisch. Je nachdem… Man hat immer so eine Idee und schaut, dass sie anders ist als das, was wir als letztes gemacht haben. Wir können ja nicht wieder das Gleiche machen.

dicht & ergreifend live auf dem Eulenspiegel Festival
dicht & ergreifend live auf dem Eulenspiegel Festival, Foto: Benji Messmer

Lef Dutti: Es lungert aber auch viel rum aktuell, das noch nicht gemacht worden ist. Aber gemacht gehört.

MMN: Und irgendwann, wenn deine kritische Masse da ist, dann macht man ein Album?

George Urkwell: Boah… das Album das kommt irgendwann.

MMN: Schon was geplant?

George Urkwell: Also konkret jetzt noch nicht.

MMN: Was ist euer Highlight für die nächsten Monate?

George Urkwell: Also was man jetzt sagen muss: Das, was wir schon seit Monaten planen, das wird richtig gigantisch. Das ist unser Abschlusskonzert in der Olympiahalle. Wir spielen da den letzten Tour-Stop in einer Dimension, wie nie zuvor. Und genau dazu wollen wir auch etwas auf der Bühne liefern, das noch nie vorher da war. Das noch nie irgendjemand vorher auf einer dicht & ergreifend Show gesehen hat. Es wird extrem viele Sachen geben, die ich jetzt noch nicht spoilern möchte. Aber eines kann man sagen: Das wird so eine Art Adventure Park. Also man kommt in den Olympiapark und es wird einfach nur krass.

Lef Dutti: Das fängt draußen schon an… Das Ganze nur für eine einzige Show. Das entsteht zur Zeit, also die ganzen Ideen dazu.

George Urkwell: Das ist schon fast so ein Nine-to-five-Ding, weil wir da jetzt wirklich so krass reinviechen, dass das wirklich bis zum 26. Oktober steht. Also das wird wirklich krass! Wer die krasseste Show sehen möchte: Ihr müsst in die Olympiahalle kommen!

Lef Dutti: Das wird richtig, richtig heftig!

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